Geschichte der Cronenberger Werkzeugindustrie

10 Jahrhundert
das berg-märkische Hügelland ist reich an kleineren Eisenerzvorkommen, die vermutlich seit dieser Zeit in dieser Gegend im Tagebau abgebaut wurden. Auch im Kaltenbachtal finden sich noch die verfallenen Mundlöcher solcher Stollen. Dazu kam der immense Holzreichtum, dadurch konnte das Eisen in Rennöfen (Kohlemeiler) aus dem Erzgestein heraus geschmolzen werden. Im Burgholz und auch in der Gelpe konnten diese Öfen nachgewiesen werden. Das Manganhaltige Erz wurde im „Dorp“ verhüttet und zu Sensen verarbeitet. Noch heute zeugt der Name „An der Hütte“ von diesem Geschehen. Hinter manchen Häusern entstehen Feuerschmieden und Schleifkotten, in denen als Haupterwerb Sensen gefertigt wurden.

1240
Die Hanse in Lübeck erwähnt Sensen aus Cronenberg

1430
Der Erzbischof von Köln überträgt die Burg Elberfeld mit ihrer Filiale Cronenberg der „Grafschaft Berg“. Das Wappen der Grafen von Berg zeigt den roten Bergischen Löwen, aufrecht mit blauer Krone, blauer Zunge, blauen Krallen und einen links geschlungenen Doppelschwanz.
Der Bergische Löwe mit der Sense in den Pranken-auf einem Berg stehend- im Cronenberger Wappen weist noch heute auf die Bedeutung der Sensenproduktion hin.

1462
bestand schon eine Handwerksbruderschaft-oder Zunft in Elberfeld- das Gebiet Cronenberg gehörte dazu) das Sichtschmiedeamt. Der Hauptsitz der Sensen- und Sichten- Herstellung war in Cronenberg (Sichten=kleine Handsensen)

5. Juli 1600
Cronenberg erhielt durch Herzog Johann Wilhelm I von Jülich, Kleve und Berg (1562-1609) das Sensenprivileg. Das bedeutete, dass Sensen in diesem Gebiet durch Schmiede hergestellt und durch die Schleifer geschliffen werden durften. Zu diesem Gebiet gehörte Cronenberg, Elberfeld, Beyenburg und Bornefeld. Das Handwerksgericht saß in Cronenberg.

Mit diesem Privileg wurde die Sensenherstellung gegen andere Gebiete abgeschottet, nur hier durften Sensen hergestellt und geschliffen werden. Monopolstellung zum Schleifen =weiße Sensen – lagen bei einigen wenigen Familien = 72 Schmiede, 10 Sensen-und Stabschleifer, sowie Sensenkaufleute. Die Schleifer Gesellen durften nicht abwandern und in anderen Regionen produzieren. Lehrlinge mussten zu den Zunftfamilien gehören. Die Lehrzeit betrug 7-8 Jahre. Die Sensenzunft setzte Preise fest. Um 1604 wurden ca. 54 000 Sensen hergestellt und nach Brabant/Holland/Dänemark und Deutschland verkauft.

Ursprünglich wurde das Eisen mit der Hand geschmiedet und der Schleifstein vom Menschen selbst gedreht. In der 2. Hälfte des 16 Jahrhunderts-also 1550-1599- ist in unserer Gegend erstmals von Wasserantrieb in einem solchen eisenverarbeitenden Betrieb die Rede. in den folgenden Jahrhunderten wuchs die Zahl der Wasserräder im Bergischen rapide an.

Um 1860 gab es im Gebiet der heutigen Städte Remscheid, Solingen und Wuppertal 169 wassergetriebene Hämmer und 206 Schleifkotten. Am Kaltenbach ist ein solcher Betrieb mit Wasserrad erstmals für das Jahr 1692 belegt. Bis zu sechs Wasserkraftanlagen arbeiteten an diesem Bach gleichzeitig. Der Friedrichshammer, der Obere Kotten=Tescheskotten, der Mittlere Kotten (heute Manuelskotten) und der Untere Kotten – heute Petricks-Hammer, die Kaltenbacher- Getreidemühle und der Schütterhammer.

Die strengen –Zunftregeln sorgten für Streit und Abspaltungen und Abwanderungen ins Märkische durch die Gesellen, für die keine selbständige Zukunft möglich war.
Die Eisenvorkommen waren Ende des 17 Jahrh. = 1680-1700 abgebaut und es musste durch Lieferungen aus dem Siegerland und dem Oberbergischen Kreis Ersatz beschafft werden. Ende 1790 wurden ca. 6.000 Tonnen Eisen herangeschafft.

Ca. 1750
Die „Blauen Sensen“ aus der Steiermark verdrängen die weißen Sensen aus dem Bergischen. Die Cronenberger Firmen erstellen erfolgreich andere Produkte und Werkzeuge.
Es wurden, Sägen, Beile, Äxte, Spachtel, Kellen, Winkel, Stechbeitel, Hobeleisen, Schraubstöcke, Winden, Zimmermanns-Schreiner-, Maurer-, Gärtner-, und Landbaugeräte usw. aus Stahl und Reckeisen hergestellt.
Geschmiedet wurden Nägel, Schuhnägel, Stiefeleisen und dazu die nötigen Werkzeuge wie Ambosse, Hämmer, Zangen, Geißfüße.

1755
Der „Mittlere Kotten“ (heute –Manuelskotten) wird als sechster Kotten am Kaltenbach gebaut.

1809
Die Aufhebung aller Privilegien der Zünfte und Innungen erfolgte 1809 durch Napoleon und führte zu Gewerbefreiheit und kennzeichnet damit auch den Übergang zum Industriezeitalter mit freiem Wettbewerb.

1864
waren im Bereich der Stadt Cronenberg 61 Wasserkraft-Betriebe . Es wurden in diesen Betrieben mehr und mehr Dampfmaschinen installiert. 1891 waren es bereits 28 Dampfmaschinen. Die Epoche der Dampfmaschinen war aber relativ kurz.

1898
hat das „Bergische Elektrizitätswerk“ begonnen die Stromversorgung in Cronenberg zu erstellen. Allerdings zuerst nur für die Industrie. 1913 wurden erst Leitungen für den privaten Bereich installiert.

1901
Der Manuelskotten brannte ab und wurde 1902 auf den alten Fundamenten, aber vergrößert wieder aufgebaut. Es wurde auch hier direkt eine Dampfmaschine mit der dazu gehörenden Esse gebaut. 1934 wurde die Dampfmaschine im Manuelskotten abgebaut und der Antrieb – neben dem Wasserrad- durch einen 1 Zylinder Diesel der Fa. Schlüter ersetzt.

Die besondere Struktur der Cronenberger Industrie unserer Tage wird geprägt durch die große Zahl der Mittel-und Kleinbetriebe. Meist findet man Betriebe, die seit mehreren Generationen im Familienbesitz sind. Diese Betriebe haben sich jeweils auf einzelne Werkzeugtypen spezialisiert die dadurch eine hohe Qualität und sehr viel Innovation in den einzelnen Bereichen erbrachte.
Der weltweite Export der in Cronenberg hergestellten Werkzeuge zeigt, dass die Qualität bekannt und gefragt ist. Tradition und auch Fortschritt sind die Grundlagen dieses Erfolges.

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